Die Autobahnbrücken von Exter

Die Autobahnbrücken von Exter(aus: D02 – Die Autobahn in Exter)
Text: Annegret Rögge (Bildunterschriften Redaktion Internetseiten) – In der Karte sind die Brücken markiert in der Reihenfolge von links nach rechts: Finnebach, Exter, Steinegge

Als 1938/39 vor dem Zweiten Weltkrieg die Reichsautobahn zwischen Herford und Oeynhausen in Angriff genommen wurde, war dieses Teilstück eines der letzten. Grund war unter anderem die Landschaftsstruktur zwischen Ravensberger Hügelland und Lippischen Bergland, die durch Bäche, bereits vorhandene Wege und Straßen eine große Anzahl von Über- und Unterführungen erforderlich machte.
Hier stellen wir die drei Schmuckstücke auf dem Gebiet des Vlothoer Ortsteiles Exter vor und gehen kurz auf die Bausituation beim Ausbau der A2 auf sechsstreifigen Fahrbetrieb ein. In den Jahren 1998 bis 2000 konnten wir die umfangreichen Bauarbeiten aus erster Hand mit erleben. In unserer Film-Produktion „… mitten durch – Von der Reichsautobahn zur A2“ zeigen wir speziell dieses Geschehen um den Ausbau der Talbrücke Exter. (Informationen zu unseren Filmproduktionen)

1938/39 - Baustelle Talbrücke SteineggeBild: 1938/39 – Baustelle Talbrücke Steinegge

Die Täler von Finnebach (im Dreieck Exter, Schwarzenmoor, Salzuflen), Mühlenbach (Exter) und an der Steinegge (Exter-Solterwisch) wurden mit Brückenbauten überwunden, die man außen mit behauenem Werkstein verblendete, damit sie sich besser in das Landschaftsbild fügten. Obwohl es angemessener gewesen wäre, dafür Wesersandstein zu benutzen, entschied man sich für Stein aus der Eifel und dem Elbsandsteingebirge; die Steinbrüche an der Weser waren bereits zu weit abgebaut und somit nicht ergiebig genug. Das Innere der Brücken besteht aus einem Stein-Mörtel-Gemisch. Die Brücken wurden etappenweise errichtet. Zunächst wurde ein Stück der äußeren Hülle gebaut, mit Mörtel aufgefüllt, darauf das nächste Stück gesetzt usw. Die besondere Schönheit und auch Stabilität dieser Brücken liegt in der Bogenkonstruktion, nach diesem bewährten Prinzip bauten schon die alten Römer.

Talbrücke Finnebach

Talbrücke FinnebachBild: 1938 – Bauarbeiten an der Finnebachbrücke, Blick nach Nordosten auf den Hollenhagen in der damaligen Gemeinde Exter

Sie wurde 1938/39 gebaut in zwei getrennten Bauwerken von je 10,75 m Breite mit einem Abstand von 7,30 m bei einer größten Höhe von 20 m und einer Länge von 158,30 m (5 Bögen, 25 m Stützweite). Die Außenverkleidung besteht aus rotem Eifel-Sandstein. Beim ersten Umbau von 1963 wurden die Betonfahrbahnplatten entfernt.

08-2006 - Die Finnebachbrücke ist am unauffälligsten in die Landschaft eingebettet (Ansicht aus nordwestlicher Richtung). Dahinter beginnt der nördliche Ausläufer des Stadtwaldes Bad SalzuflenBild: 08-2006 – Die Finnebachbrücke ist am unauffälligsten in die Landschaft eingebettet (Ansicht aus nordwestlicher Richtung). Dahinter beginnt der nördliche Ausläufer des Stadtwaldes Bad Salzuflen

1982/84 verschwanden beim Erweiterungsbau auf drei Streifen durch die Firma Schäfer aus Ibbenbüren in jeder Fahrtrichtung die Brüstungsmauern. Die Fahrbahnen wurden durch „Ausleger“ auf 38 m verbreitert, zwischen den beiden Brücken befindet sich jetzt nur noch ein Spalt, und die Sandsteinverblendung wurde imprägniert. Die Baukosten beliefen sich auf etwa 6,1 Mio. DM (etwa 3 Mio. Euro).

Talbrücke Exter

Talbrücke ExterBild: Die mit Naturstein verblendeten Bögen waren seit dem Brückenbau ein immer wieder fotografiertes Motiv. Hier Anfang der 1950er-Jahre aus südlicher Richtung mit der Ansicht der Windmühle Lindemann durch einen der Bögen.

Sie ist 255,70 m lang (9 Bögen mit 22,50 m Stützweite), bei der Fertigstellung war sie 19,90 m breit, die größte Höhe über dem Tal beträgt 15 m. Auch hier wurde ein Betongewölbe mit einer Werksteinverblendung aus Muschelkalksandstein versehen, geliefert von der Firma Winterhalt aus Würzburg. 1963 wurde auch sie umgebaut, und zwar durch die Firmen Lenz-Bau und Berger. Wegen des zu hohen Unfallrisikos entfernte man Randsteine und Betonfahrbahnplatten, legte Stahlbetonplatten auf, überzog sie mit Gussasphalt und verbreiterte gleichzeitig die Fahrbahn auf 20,70 m.

Talbrücke Exter Talbrücke Exter

Bilder: (links:) 04-2004 – Noch vor dem sechstreifigen Ausbau der BAB 2 im Jahr 2000 wurde der Autobahnviadukt Exter unter Denkmalschutz gestellt. Die Architekten lösten ihre Aufgabe ordentlich: Alte und neue Brücke sind eine friedliche Koexistenz eingegangen. (rechts:) 03-2006 – Die Talbrücke Exter ist neben der Windmühle und der heutigen Autobahnkirche eines der markantesten Merkmale des Ortes (genau genommen besteht sie aus zwei unterschiedlichen Brückenbauten). Die Südansicht ist ein weiteres Beispiel dafür, wie seinerzeit bei solchen und ähnlichen Brückenbauten darauf geachtet wurde, dass sie sich harmonisch in das Landschaftsbild einfügten.

Vor wenigen Jahren wurde sie unter Denkmalsschutz gestellt. Die bis zum Jahr 2000 (das Jahr der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover) realisierte Erweiterung war schon lange im Gespräch und in der Planung. Auf der der Steinegge zugewandten Seite wurde eine zweite Brücke hinzugefügt. Auf dem Viadukt läuft heute der Verkehr in Richtung Hannover, auf dem Brückenneubau umgelehrt in die Richtung Dortmund. Durch diese Maßnahme blieb zum einen die Bausubstanz der alten Brücke unangetastet und Exter ein attraktiver Schwerpunkt erhalten.

Talbrücke Steinegge

Talbrücke Steinegge Talbrücke Steinegge

Bilder: (links:) 1939 – Südansicht – (rechts:) 06-2006 – Teilansicht aus der gleichen Richtung. Über die alte Steineggebrücke fährt man in Richtung Dortmund, nach Hannover führt die Erweiterung an der Südseite; zur Verkehrsführung auf der Talbrücke Exter also genau entgegengesetzt.

Die längste Brücke auf exterschem Gebiet ist mit 297,20 m die über das Tal an der Steinegge. Ihre größte Höhe beträgt 28 m (10 Bögen mit 25,50 m Stützweite); ursprünglich war auch sie nur 19,50 m breit. Beim ersten Umbau 1963 entfernte man auch hier die Randsteine sowie die Betonfahrbahnplatten, die man wie bei der Exter-Talbrücke durch Stahlbeton und Gussasphalt ersetzte. Bei dem weiteren Umbau in den Jahren 1979 bis 1981 wurde eine Spannbetonbrücke vorgebaut und die Fahrbahn auf 38,50 m erweitert. Mag dies wohl preiswerteste Art sein, eine Brücke zu bauen, ist sie sicher nicht die schönste, außerdem verdeckt sie die Sicht auf die alte, mit Striegauer Granit verkleidete.